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IN VIA München e. V.
Katholischer Verband für
Mädchen- und
Frauensozialarbeit
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UNSERE HISTORIE

IN VIA – eine spannende Frauengeschichte

Ellen Ammann (1870−1932) ist Mitbegründerin des Vereins sowie Initiatorin und langjährige Leiterin der Katholischen Bahnhofsmission in München. 1904 gründet sie auch den Münchner Zweig des Katholischen Frauenbundes, in dem sie lange wirkt. 1909 beginnt sie mit dem Aufbau der „Sozialcaritativen Frauenschule“, Vorläuferin der heutigen Katholischen Stiftungsfachhochschule. 1919 wird Ellen Ammann nach Einführung des Frauenwahlrechtes 1917 als eine der ersten Frauen Mitglied des Bayerischen Landtages.

Anlässlich des 150. Geburtstags von Ellen Ammann unterstützt IN VIA gemeinsam mit anderen Verbänden die Einleitung eines Seligsprechungsprozesses.

 

Gräfin Christiane von Preysing (1852−1923) übernimmt den Vorsitz des neu gegründeten Marianischen Mädchenschutzvereines.

Luise Fogt (1846−1921) wird die erste, ehrenamtlich tätige Geschäftsführerin des Vereines. Sie prägte den Leitsatz: „Mädchenschutz muss Hilfe zur Selbsthilfe sein.“

Die Anfänge: Umbrüche erkennen und handeln

Die industrielle Entwicklung Ende des 19. Jahrhunderts und das starke Anwachsen der Bevölkerung führen zu einer völligen Umgestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse im damaligen Deutschland und zu einer Wanderbewegung vom Land in die Städte. Eine besonders gefährdete Gruppe sind hierbei allein reisende, unerfahrene und ortsunkundige Mädchen. Diese werden häufig Opfer von Mädchenhandel, Arbeitsausbeutung und Prostitution werden. 

In München wird auf diese Notlage eine Gruppe engagierter, katholischer Frauen aus Adel und Bürgertum aufmerksam. Sie wollen Wege und Organisationsformen zur individuellen Hilfe und Unterstützung der jungen Frauen aufbauen, suchen aber auch nach Möglichkeiten zur gesellschaftlichen und politischen Einflussnahme. Mit diesen Zielen gründen sie im August 1895 den „Marianischen Mädchenschutzverein“.

Durch die Versendung unzähliger Druckschriften und die Kontaktaufnahme mit verschiedenen Klöstern, Vereinen und Anstalten, die sich ebenfalls dem Schutz junger Frauen widmen, erreichen die Frauen einen hohen Bekanntheitsgrad und eine starke Akzeptanz im katholischen Bereich. Es dauert nicht lange, bis an anderen Orten, etwa in Speyer und Würzburg, ebenfalls Mädchenschutzvereine gegründet werden. Zeitgleich entstehen in Frankreich und der Schweiz ähnliche Initiativen. 

Der neu gegründete Verein entwickelt sich zur ersten überregionalen katholischen Organisation auf dem Gebiet der Frauencaritas – von Frauen selbstständig geleitet und eigenverantwortlich organisiert – und zur ersten internationalen Verbindung katholischer Frauen. Noch bevor sich eine katholische Frauenbewegung bildet, gehört der Katholische Mädchenschutz zu den Bewegungen, die sie vorbereiten. 

Der Empfangsdienst für allein reisende Mädchen am Münchner Hauptbahnhof.

Ellen Ammann gründet mit einigen Mitstreiterinnen 1897 am Münchner Hauptbahnhof die erste Katholische Bahnhofsmission in Deutschland und leitet diese mehrere Jahrzehnte lang. Ab 1912 bildet sie sogenannte Schutzfrauen für die Bahnhofsmission aus. Unterstützt wird sie dabei auch von Pater Rupert Mayer, der als Seelsorger speziell für die Zugewanderten nach München berufen worden war.

Maria vom Guten Rat

Die Gründerinnen des Marianischen Mädchenschutzvereines in München wählen "Maria vom Guten Rat" zur Verbandspatronin. Seitdem begleitet das Gnadenbild aus Genazzano die Mädchenschutz-/Mädchensozialarbeit in ganz Deutschland. Das liturgische Fest wird am 26. April gefeiert.

Die Herausforderung: Not sehen und Heimat geben

Neben dem Aufbau der Bahnhofsmissionsarbeit und des Netzwerkes zum Mädchenschutz entstehen bald Überlegungen, Wohnheime für die jungen Frauen zu betreiben. In den historischen Unterlagen findet sich dazu der Hinweis, dass bereits 1912 im Vorstand über den Ankauf des Hauses in der Goethestraße 9 gesprochen wird. Pater Rupert Mayer wird als Berater mit den ermutigenden Worten zitiert: „Je weniger Geld man hat, umso sicherer wird’s gut ausgehen.“ 

Zunächst prägen jedoch die Kriegsjahre 1914−1918 die Vereinsarbeit:

Im Rathaus entwickelten einige Vorstandsdamen des Marianischen Mädchenschutzes eine rege Wirksamkeit durch „Errichtung einer Stelle für Bekleidungshilfe für Flüchtlinge“, die von 572 Leuten in Anspruch genommen wurden, welche von Kopf bis Fuß bekleidet wurden … Der Marianische Mädchenschutz stellte 3 Unterkunftsmöglichkeiten (Wohnungen) zur Verfügung, in denen 38 Flüchtlinge 320 Nächte Aufnahme fanden. … Im Sekretariat der Bahnhofsmission hat die Fürsorge für die Flüchtlinge einen Sammlungspunkt; allmählich wurde das Sekretariat am Bahnhof eine Vermittlungsstelle nicht nur für zureisende Mädchen und für Flüchtlinge, sondern auch für verwundete Soldaten und alle Hilfesuchende am Bahnhof.
Auszug Jahresbericht 1914

Die Marienherberge übersiedelt von der Mathildenstraße 3 in die Luisenstraße 23.
„Die Marienherberge war bald überall bekannt; Magistrat, Polizei, Fürsorgevereine und Fürsorgeverband sowie verschiedene Lazarette schickten ihre Schützlinge jeden Alters und Standes. Häufig waren es Kinder, welche wegen Einberufung des Vaters zum Heeresdienst zu den Großeltern und Verwandten reisen sollten, wegen Paßangelegenheiten jedoch in München aufgehalten wurden. Oder Mütter suchten Arbeit, um den Lebensunterhalt zur Kriegszeit zu verdienen. Auch Kriegersfrauen und -mütter, Schwestern und Bräute, die ihre lieben Verwandten besuchen wollten, kehrten in der Marienherberge ein, Flüchtlinge, die um Hab und Gut gekommen, junge Mädchen, die den Gefahren der Großstadt ausgesetzt waren, und ältere Dienstmädchen, welche ihre letzten Sparpfennige gaben, um Stellung zu suchen. Ihnen wurde nach Möglichkeit eine Stellung nachgewiesen.“
Auszug Jahresbericht 1916

1928 wird der lang gehegte Wunsch Wirklichkeit – der Verein kann das Haus in der Goethestraße 9 kaufen. Die Leitung übernehmen bis 1944 die Schwestern von der hl. Familie. Die Zahl der Bewohnerinnen steigt ständig. 1930 werden 1.492 Personen untergebracht.

Die Schwestern von der hl. Familie bauen im Mädchenwohnheim in der Goethstraße 9, der Marienherberge, eine Stellenvermittlung auf.

Allein 1934 wird diese von 2.184 jungen Frauen in Anspruch genommen, von denen 1.344 einen neuen Arbeitsplatz finden.

Die sorgfältige Betreuung der Arbeit suchenden Mädchen umfasst auch eine nachgehende Fürsorge mit persönlichen Besuchen an den neuen Arbeitsplätzen der vermittelten Dienstmädchen.

Die Stellenvermittlungen werden 1935 per Gesetz eingeschränkt und 1936 ganz verboten.
1939 werden die Bahnhofsmissionen verboten und vom NS-Regime für eigene Zwecke weitergeführt.

Die Marienherberge besteht weiterhin. Aufgrund der hohen Nachfrage kommt von 1940 bis 1943 die Marienherberge II in der Königinstraße 28 hinzu. Sie wird ebenfalls von den Schwestern von der hl. Familie geleitet.

1944 wird das Haus in der Goethestraße 9 bei einem Bombenangriff komplett zerstört, eine Ordensschwester und eine Bewohnerin kommen dabei ums Leben.
Im gleichen Jahr wird in Zusammenarbeit mit den Schwestern von der hl. Familie eine neue Marienherberge in der Prinzregentenstraße aufgebaut, die bis 1952 besteht.

All diese Arbeit geschieht mit geringen finanziellen Mitteln, einem unermüdlichen Arbeitseinsatz, einer hohen Improvisationsgabe und ist oft getragen von einem unerschütterlichen Glauben an Gottes Hilfe.

Der Wiederaufbau: Tradition erhalten und Neues wagen

Unmittelbar nach Kriegsende 1945 wird die Arbeit der Bahnhofsmission wieder aufgenommen, vorübergehend am Ostbahnhof, dann dauerhaft am Hauptbahnhof. 

Der Verein übernimmt in der Nähe des Ostbahnhofes auf Anfrage des Stadtjugendamtes von 1945 bis 1948 auch ein Wohnheim in der Gravelottestraße 8, das nach Wiedergründung der Arbeiterwohlfahrt an den ursprünglichen Besitzer übergeben wird.  

Die neue Marienherberge in der Goethestraße 9 kann 1951 eingeweiht werden. Daneben entsteht 1952 das Marienheim in der Schellingstraße 47, das bis 1975 von den Schwestern von der hl. Familie geführt wird. Das Grundstück erhält der Verein in Erbpacht vom Bayerischen Staat.

Ebenfalls in Erbpacht kann ein Grundstück in der Klarastraße 10 von den Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul übernommen werden. 1955 findet die Grundsteinlegung für das Heim Maria Treu statt.

Neben dem Wiederaufbau der Bahnhofsmission und den Wohnheimen erfolgt der weitere Ausbau der Arbeit, immer orientiert an den Entwicklungen der jeweiligen Zeit.

Eine Institiution wird der Internationale Klub in der Klarastraße 10, im selben Gebäude wie das Wohnheim Heim Maria Treu. 

Die Einrichtung wird 1958 gegründet und 2009 nach Beendigung der Au-pair-Arbeit konzeptionell neu ausgerichtet und unter dem Namen  IN VIA Connect  in den Fachbereich Migration integriert. Damals wie heute steht im Mittelpunkt, ein Kultur-, Freizeit- und Bildungsprogramm anzubieten, das die Interessen von jungen Menschen unterschiedlichster Herkunft trifft und ihnen viel Raum zur Mitgestaltung eröffnet.

Die Arbeit mit Au-pairs war jahrzehntelang ein Schwerpunkt der Arbeit des Verbandes. IN VIA hilft jungen Frauen und Männern, eine gute Au-pair-Stelle im Ausland zu finden, und unterstützt Au-pairs in München und Umgebung. Für Letztere stellt auch der Internationale Klub eine wichtige Anlaufstation mit der Chance dar, weitere junge Menschen, auch andere Au-pairs, kennenzulernen. 

Verschiedene Projekte und Angebote entwickelt der Verband im Bereich der Berufsinformation sowie der Ausbildungsplatz- und Stellenvermittlung, insbesondere im Bereich der sozialen und hauswirtschaftlichen Berufe.

Während der Zeit  der hohen Jugendarbeitslosigkeit Ende der 1980er-Jahre ist der Verband auch in diesem Bereich tätig.

Ende der 1990er-Jahre übernimmt der Münchner Verband vom IN VIA Landesverband zwei Einrichtungen in der Stadt: die Notunterbringung Haus TAHANANsowie die Beratungsstelle IN VIA KOFIZA. Ursprung dieser Arbeit war die Gründung einer Selbsthilfegruppe von und für Philippinas, die sich zu einer vielfältigen, bayernweiten Arbeit von und für Frauen aus Afrika, Asien und Lateinamerika und ihren Familien entwickelte.

Mit der Übernahme wird im Münchner Verband der Grundstein für die spezifische Migrationsarbeit gelegt, die insbesondere in den letzten acht Jahren stark ausgebaut und weiter entwickelt wurde.

Prägend für IN VIA München ist die enge Zusammenarbeit mit verschiedenen Ordensgemeinschaften. Der hohe Arbeitseinsatz der Ordensschwestern und die Präsenz der tiefen Verwurzelung im katholischen Glauben prägen den Verband über viele Jahre und ermöglichen vieles. Die Arbeit in der Bahnhofsmission wird jahrzehntelang unterstützt durch Schwestern der Gemeinschaft Caritas Socialis.

Die Arbeit in den Wohnheimen wird viele Jahrzehnte von den Schwestern von der Hl. Familie getragen. Heute verbindet den Verband eine neue Partnerschaft in Form eines Mietverhältnisses. Nach Aufgabe von Heim Maria Treu in der Klarastraße 10 ist  IN VIA seit 2011 Träger des Jugendwohnheimes Maria-Theresia in der Pestalozzistraße 1, direkt neben dem Mutterhaus der Ordensgemeinschaft. 

Seit nunmehr gut 30 Jahren besteht eine enge Zusammenarbeit mit den Ursulinen vom Herzen Jesu, einer Schwesterngemeinschaft mit Sitz in Polen. Heute sind noch zwei Ordensschwestern im Verband tätig.
 

Die Verbandsentwicklung: Interessen koordinieren und Netzwerke aufbauen

Ab 1895 gründen sich in ganz Deutschland Marianische Mädchenschutzvereine, die sich in einem Nationalverband zusammenschließen. Der IN VIA Bundesverband hat seinen Sitz in Freiburg und repräsentiert 27 regionale IN VIA Verbände.

Auch in anderen Ländern bilden sich Organisationen zum Mädchenschutz. Bereits 1897 wird mit Unterstützung der Münchner Frauen ein internationaler katholischer Mädchenschutzverband gegründet. Die Organisation besteht bis heute unter dem Namen ACISJF − IN VIA Association catholique internationale service pour la jeunesse féminine (Internationaler katholischer Verband für die Dienste an der weiblichen Jugend) und umfasst 35 Mitgliedsgemeinschaften aus 33 Ländern. Sie ist Mitglied in der Weltunion der Frauenverbände (WUCWO) und der UNESCO. Die deutschen Orts- und Diözesanverbände sind über den IN VIA Bundesverband vertreten.

Die Zusammenarbeit der bayerischen Mädchenschutzvereine auf Landesebene beginnt bereits in den ersten Jahren, erst 1967 erfolgt jedoch die Gründung eines eingetragenen Vereines, mit dem Ziel, der katholischen Mädchensozialarbeit in den kirchlichen und politischen Strukturen auf Landesebene mehr Mitwirkung zu verschaffen. 

Immer wieder wird das Selbstverständnis des Verbandes überprüft, was sich auch in verschiedenen Namensänderungen ausdrückt:
Aus dem „Marianischen Mädchenschutzverein“ wird 1933 der „Katholische Mädchenschutzverein“ und 1966 erfolgt die Umbenennung in „Katholische Mädchensozialarbeit e. V.“. 1995 werden die Worte „IN VIA“ (lat. „auf dem Weg“) vorangestellt und 2010 erfolgt die Änderung in „IN VIA Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit“. Seit 2013 heißt der Münchner Verband „IN VIA München e. V., Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit“.

Bis 2010 wird der Münchner Diözesanverband von einem ehrenamtlichen Vorstand geleitet, der von einer Geschäftsführerin unterstützt wird. Im Rahmen einer Satzungsänderung und auf der Basis einer bischöflichen Verlautbarung zur Aufsicht in katholischen Organisationen wird dies geändert. Heute wählt die Mitgliederversammlung einen ehrenamtlich tätigen Aufsichtsrat, der den hauptamtlichen Vorstand bestellt.
 
Aktuell ist der Verband in den Bereichen Bahnhofsmission,Jugendwohnen und Migration tätig.