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IN VIA München

IN VIA war mein absoluter Game Changer

Evgenia Kotsia und ihr Weg aus der Ukraine auf die Herzchirurgie-Station des Deutschen Herzzentrums in München.

JuMiLos

Caritas-Report, 2023/2024,Von Monika Pappelau

Evgenia Kotsia und ihr Weg aus der Ukraine auf die Herzchirurgie-Station des Deutschen Herzzentrums in München

Evgenia oder Jenny, wie sie in München von ihren Freunden genannt wird (weil sich die Kurzform von Evgenia auf Deutsch wie Jenny anhört), kam als 13-Jährige mit ihrer Mutter aus der Ukraine nach Deutschland. Mithilfe des Vereins IN VIA im Caritasverband München-Freising hat die junge Frau eine neue Heimat gefunden und arbeitet in ihrem Traumjob.

Evgenia wirkt stark, diszipliniert und doch sehr zerbrechlich, wenn sie nach einer Weile des Nachdenkens mit leiser Stimme erzählt, dass sie an diesem psychischen Stress des Fallens und Wiederaufstehens fast zerbrochen wäre. Die Integration in ihre neue Heimat ist ihr nicht leichtgefallen – schließlich war Jenny mitten in der Pubertät, herausgerissen aus ihrem gewohnten und sicheren Umfeld. Ohne ihre geliebten Großeltern, Freunde und Verwandte fühlten sich Herausforderungen unüberwindlich an und auch Rückschläge verletzten tiefer. „Einige dieser Traumata darf ich“, so erzählt Jenny dankbar, „in meinem Traumberuf als Gesundheitsund Krankenpflegerin verarbeiten. Der Pflegebereich ist nicht nur ein warmes und einladendes Umfeld für Menschen mit Migrationshintergrund, sondern auch ein Rückzugsort. Hier bin ich einfach nur Mensch und darf anderen Menschen helfen – ohne in die ‚AusländerSchublade‘ gesteckt zu werden“, erklärt die junge Frau, die mittlerweile seit 13 Jahren in München lebt. „Heute sehe ich mich als Münchnerin, zur Hälfte als Ukrainerin. Deutsche werde ich nicht werden. Dafür habe ich hier in München meine Heimat gefunden. Deshalb bin ich jetzt schlicht und ergreifend Münchnerin.“

Jenny springt wieder zurück an ihren Anfang in Deutschland: „Hätte man mir vor 13 Jahren gesagt, dass ich einmal beim Deutschen Herzzentrum auf der Herzchirurgie-Station arbeiten würde, wäre es mir schwergefallen, das zu glauben. Schließlich kamen wir in München an, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen.“ Mit im Gepäck war aber der unbändige Wunsch von Evgenia und ihrer Mutter: „Wir wollen es hier schaffen!“ Der Schlüssel zum Erfolg sollte das Bildungssystem in Deutschland werden.

Die Frage „Wo fängt gelungene Integration an?“ beantwortet Jenny ganz klar mit: „Sprache.“ „Wer in seiner neuen Heimat nicht nur auf-, sondern auch angenommen werden will, muss die neue Sprache lernen“, resümiert die junge Frau. Am Leonrodplatz in Neuhausen hatte die Mutter ein winziges Appartement gefunden. Fast schwieriger als die Wohnungssuche gestaltete sich dann aber die Suche nach einer passenden Schule. Hier half schließlich ein wertvolles Angebot in Kooperation mit dem Caritasverband München-Freising. Auf der Winthirschule in der Nähe des Rotkreuzplatzes fand Jenny für zwei Jahre einen Platz in einer Übergangsklasse mit speziellem Förderungsbedarf.

„Der Start war schrecklich. Du wirst als Teenager in eine Klasse mit dreißig Kindern aus fast genauso vielen Nationen hineingewürfelt und bist die Einzige, die noch kein Wort Deutsch versteht“, erinnert sich Evgenia schmerzlich. „Ich wollte nur noch zurück zu meinen Großeltern aufs Land. Dort in der Ostukraine war die Welt für mich in Ordnung, obwohl auch damals schon die Vorwehen des heutigen Ukrainekriegs deutlich zu spüren waren“, fügt Evgenia hinzu und fährt fort: „Dieser Krieg macht mich traurig und gleichzeitig auch stolz. Unser Land kämpft für ein Leben in Freiheit und Demokratie. Diese Freiheit darf ich hier in Deutschland selbstverständlich genießen und dafür bin ich sehr dankbar“, erklärt Evgenia gerührt.

Nach der Winthirschule, wo sie zum ersten Mal Weihnachten mit einem Adventskalender und einem Adventskranz feierte, startete Evgenia an der Carl-von-Linde-Realschule. Hier war der Anfang allerdings sehr holprig, denn ihre Noten waren vor allem in Mathe, Deutsch und Englisch schlecht. Hätte das junge Mädchen aus der Ukraine nicht Nachhilfe beim Verein IN VIA in der Münchner Goethestraße bekommen, wäre der Traum von der Realschule nicht zu meistern gewesen. IN VIA war im wahrsten Sinne des Wortes der absolute „Gamechanger“ in Evgenias Leben.

Im Oktober 2016 ging dann ein Kindheitstraum in Erfüllung. Evgenia begann in der München Klinik Akademie am Scheidplatz ihre Lehre zur Gesundheits- und Krankenpflegerin, wo sie allerdings in ihrem Praxiseinsatz sehr schlechte Erfahrungen sammeln musste.

Eine enttäuschende Mischung aus Diskriminierung, Rassismus oder einfach nur Antipathie – für ein junges Mädchen mit Fleiß und Mut aber auf jeden Fall ein bitterer Rückschlag. Zu Evgenias Glück bot ihr das Klinikum Großhadern im September 2018 eine neue Chance, wo sie dann auch im August 2021 ihre Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin erfolgreich abschloss. Seit Oktober 2021 arbeitet Evgenia Kotsia am Deutschen Herzzentrum München auf der herzchirurgischen Station. „Ich bin IN VIA so dankbar für die Starthilfe. Ohne deren Rat, Zuspruch und Nachhilfe wäre ich heute auf jeden Fall nicht da, wo ich bin“, zieht Evgenia Kotsia ihr Fazit. „Danke deshalb auch der Caritas München-Freising. Mit deren Unterstützung können Vereine wie IN VIA weiter so wichtige Arbeit leisten und junge Mädchen aus dem Ausland in ein erfolgreiches, selbstständiges Leben begleiten“, sinniert Jenny froh. „Deshalb bin ich seit 2022 ehrenamtlich auch als Jugendmigrationslotsin aktiv und gebe ein bisschen von dem zurück, was ich bekommen habe!“

Text: Caritas-Report